TI Programmer

TI Programmer

TI Programmer

Ein, für den Normalverbraucher sehr ungewöhnlicher Taschenrechner ist das Modell “Programmer” von Texas Instruments: Dieser Rechner, der 1977 auf den Markt kam und einige Jahr lang produziert wurde, beherrscht nur die üblichen Grundrechenarten, ist darüberhinaus aber in der Lage, auch im Hexadezimal- und Oktalsystem zu rechnen. Und indirekt können damit selbst rein binäre Rechenoperationen getätigt werden.

Solche Rechner waren natürlich nicht für den Hausgebrauch gedacht, sondern fanden ihren Einsatz hauptsächlich bei Computer-Programmierern und Software-Entwicklern, die seinerzeit noch aufgrund der schwachen Rechenleistungen und sehr begrenzten Speicherkapazitäten quasi mit jedem Bit rechnen mußten.

So interessant wie der TI Programmer von seinen Rechenleistungen her ist, so langweilig ist es in seinem technischen Aufbau. Mehr dazu aber später.

Konstruktion

Gehäuseverschluß im Batteriefach

Gehäuseverschluß im Batteriefach

Das Plastikgehäuse des TI Programmer besteht aus zwei Gehäusehälften, die lediglich von ein paar stärkeren Plastik-Widerhaken zusammengepreßt und gehalten werden. Keine Schraube, nichts, was irgendwie teuer wäre. Also billig, aber doch relativ effizient.

Die obere Gehäusehälfte besizt im oberen Drittel ein rotes Inlay für das angewinkelt und tiefgesetzte LED-Display; darunter steht in silberfarbigen Lettern der Name und das Logo von Texas Instruments. Der gesamte obere Displayblock ist mit einem silberfarbigen Rahmen umgeben. Der Rest des Rechners wird von der Tastatur mit bräunlicher Aluplatte vereinnahmt. Die Aluplatte ist dabei weiß und blau beschriftet.

Aufbau

Innenansicht

Innenansicht

Der Aufbau dieses Rechners ist, obwohl er für 1977 fast revolutionär war, ziemlich langweilig. Außer der Tastatur und der Hauptplatine, auf der sich CPU und Display befinden, gibt es praktisch nichts weiter im Inneren. Keine Trafos, keine Widerstände, keine Displaytreiber-ICs.

TI hat hier wirklich den “Calculator On A Chip” perfektioniert.

Tastatur

Die Tastatur ist recht simpel ausgeführt: Sage und schreibe 40 Tasten wirken über einen Schaumstoffpuffer (der sich im Laufe der Zeit aber zersetzt) auf die Tastatur-Schalterplättchen, die einen deutlichen Druckpunkt mit akustischer Rückmeldung besitzen und weitgehend prellarm arbeiten. Die Geschwindigkeit, mit der sich diese Tastatur nutzen läßt, ist allerdings überraschend niedrig.

Tastatur: Kontaktplättchen

Tastatur: Kontaktplättchen

Was ebenfalls auffällt ist, daß dieser Rechner keinerlei Schalter mehr besitzt. Selbst das Ein- und Ausschalten geschieht über wartungsfreie Tastatur. Auf diese Weise konnte Texas Instruments den mechanisch stets anfälligen Schalter, der auch eine Gehäuseverstärkung benötigt hätte, einsparen.

Tastatur: Tastenseite von innen

Tastatur: Tastenseite von innen

CPU

Hauptplatine mit CPU und LED-Anzeige

Hauptplatine mit CPU und LED-Anzeige

Der TI-Programmer nutzt seinen “Calculator On A Chip” ZA0675NL als CPU. Der im vorliegenden Exemplar verbaute Chip wurde in den 19. KW 1979 in Singapur gefertigt.

Der Aufbau dieses Rechners ist identisch zum TI-30, außer, daß Letzterer eine andere CPU (die sich vermutlich nur durch die Firmware unterscheidet) nutzt.

Display

LED-Anzeige

LED-Anzeige

Die sehr helle Leuchtdiodanzeige mit ihren dicken Plastiklinsen war seinerzeit Stand der Technik. Bedingt durch die geringe Größe der Leuchtfelder (man mußte um jeden Preis Strom sparen) mußten die einzelnen Ziffern durch sehr starke Lupen auf eine gut lesbare Größe vergrößert werden. Der Nachteil dieser Technik ist, daß das Display so wirkt, als wäre es “tief” drinnen im Rechner versenkt; wesentlich schlimmer ist aber der sehr eingeschränkte Blickwinkel, der nur eine absolut senkrechte Betrachtung erlaubt.

Das Display wird wie üblich im Multiplexverfahren an gesteuert, wobei bei diesem Rechner offenbar die Multiplexfrequenz ungünstig gewählt ist, jedenfalls flimmert das Display deutlich.

Um noch mehr Strom zu sparen, wird nach 30 Sekunden ohne Benutzertätigkeit das Display abgeschaltet und nur ein von Zeit zu Zeit durchlaufender Leuchtpunkt erinnert den Benutzer daran, daß der Rechner noch eingeschaltet ist. Ein Zurückholen des letzten Wertes ist dann beispielsweise mit der =-Taste möglich.

wandernder Leuchtpunkt im Stromsparmodus

wandernder Leuchtpunkt im Stromsparmodus

Nach ca. 5 Minuten ohne Eingabe schaltet sich der Rechner selber aus.

Stromversorgung

Batterypack BP-8

Batterypack BP-8

Wie die meisten Rechner von Texas Instruments besitzt auch der TI Programmer ein sogenanntes “Batterypack”, hier vom Typ BP-8, das aus zwei Mignon-Akkus die notwendige Spannung von 9 Volt erzeugt. Die Akkus werden dabei über ein externes Wechselspannungsnetzteil mit 8,5V geladen. Während des Ladevorgangs kann der Rechner selbstverständlich genutzt werden.

Leider laufen die verbauten Akkus bei Lagerung des Rechners grundsätzlich irgendwann aus, da der Rechner auch im ausgeschalteten Zustand minimal Strom verbraucht.

Ein solches ausgelaufenes Akkupaar kann aber vom Fachmann problemlos ersetzt werden.

Innenleben des Batterypacks

Innenleben des Batterypacks

Ein paar Daten noch zum Stromverbrauch: Der Stromverbrauch des Rechners beträgt am 9V-Anschluß im ausgeschalteten Zustand 16µA (=0.15mW),wenn nur eine “0” angezeigt wird 12mA (=0.1W), bei 88888888 44mA (=0.4W) und im Stromsparmodus mit Laufpunkt-Anzeige 7,3mA (=0.065W).

Die 0.4W wurden seinerzeit von Rechnern mit Röhrenanzeige mehr oder weniger deutlich unterboten; zudem war die Anzeige von Röhrenrechnern wesentlich größer und auch blickwinkelunabhängig lesbar. Allerdings erkaufte man sich dies durch eine Handvoll externer Bauteile, die einen “Calculator On A Chip” nicht möglich machten.

Rechenleistung

Die reine Rechenleistung des TI Programmers ist eher bescheiden; mehr als die vier Grundrechenarten, die Verwendung von 4 Klammerebenen und einem einfachen Speicher mit Summierungsfunktion beherrscht der Rechner im Normalmodus nicht.

Hexadezimalmodus

Hexadezimalmodus

Im Hexadezimal- und Oktalsystem gibt es dagegen zahlreiche weitere Rechenoperationen wie Einerkomplement, AND, OR, XOR und bitweises Verschieben (shift). Das Arbeiten im Hexadezimalsystem wird dabei über ein doppeltes Hochkomma, das Arbeiten im Oktalsystem durch einfaches Hochkomma indiziert.

Oktalmodus

Oktalmodus

Der Rechenbereich geht oktal dezimal bis 99999999, oktal bis 37777777 (8388607 dezimal = 2^23-1) und hexadezimal bis 7FFFFFFF (134217727 dezimal = 2^27-1).

Überlauf und Division werden durch eine Reihe von “E” als Fehler (“Error”) angezeigt:

Fehleranzeige

Fehleranzeige

Die Speicherfunktion wird über drei Tasten realisiert; eine Displayindikation gibt es nicht: STO speichert das angezeigte Ergebnis, mit RCL kann es zu einen späteren Zeitpunkt wieder abgerufen werden. Mit der Taste SUM wird das aktuell angezeigte Ergebnis zum Speicherinhalt addiert.

Fazit

Der TI Programmer ist ein technisch eher uninteressanter, aber aufgrund seiner speziellen Funktionen ungewöhnlicher und vergleichsweise seltener Rechner. Ein solches Modell ist klar eine Bereicherung jeder Sammlung.

Technische Daten

Aufbau
Chipsatz / CPU Texas Instruments ZA0675NL (TMC0983)
Tastatur 40 Tasten
Display LED, 8+1 Digits
Anzeigebereich -99999999 ... 99999999
Stromversorgung Spannung: 2.4V
Batterien: Akkupack BP-8 (2xAA intern)
Netzgerät: Texas Instruments AC 9900/R
funktionale Ausstattung
Funktionen + - * / M (...) Hex Oct Bin
Rechenergebnisse
Berechnung von "1 + 0.000" 1. 
Berechnung von "0/0" Fehleranzeige  
Objekt-Details
Baujahr 1980
Seriennummer 0380RCI
Kaufpreis (1980) DM 198,00